Griff in die Geschichte
Die Gründung der Hamburger Berufsfeuerwehr
von Hans Poggensee
Anlass dazu, diesen Artikel zu schreiben war eigentlich die Tatsache, dass mein Urgroßvater, Albert Hillmann, Anfang des 20. Jahrhunderts selbst Feuerwehrmann in Hamburg war. So hoffte ich, den Text etwas persönlicher gestalten zu können, aber leider konnte ich nicht einmal den Ort bestimmen, wo das folgende Foto entstand, auf dem er in der Mitte der ersten Reihe zu sehen ist.
So griff ich gerne auf Veröffentlichungen der Hamburger Feuerwehrhistoriker zurück.
Bei Feuersbrünsten in Hamburg fällt einem normalerweise gleich der „Große Brand von 1842“ ein. Jedoch hat Hamburg häufig unter ähnlichen Katastrophen leiden müssen. Kein Wunder, dass der Senat schon früh für eine Abwehr der Flammen sorgen wollte. Es gab seitens der Kirchspiele organisierte Trupps, die im Ernstfall Brände bekämpfen sollten. Unter ihrer Anleitung wurden die ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute eingesetzt. Ehrenamtlich hieß allerdings nicht unentgeltlich, denn pro Einsatz wurden Gelder bezahlt, die dann unter den Einsatzkräften aufgeteilt wurden.
Am 21. September 1676 wurde die erste öffentlich-rechtliche Feuerversicherung der Welt gegründet. Diese übernahm für viele Jahre auch die Erstellung von Vorschriften und Regeln bis zum 1. Mai 1868. Im gleichen Jahre wurden die Hausbesitzer zur Zwangsversicherung bei der Hamburger Feuerkasse genötigt. Auch im Mai 1868 wurde das Löschwesen vom Versicherungswesen getrennt und eine Deputation verhandelte seit dem 2. März 1868 über eine Reorganisation des Feuerlöschwesens, weil bei dem zunehmenden Umfang der Verwaltungsgeschäfte der vertretenden Betriebe ein weiteres Zusammenarbeiten sich nicht länger rechtfertigen ließ und eine Verbesserung nur durch die Einrichtung einer ständigen Feuerwehr behoben werden könne.
Diese Verhandlungen zogen sich aber bis zum Jahre 1870 hin. Nach deren Abschluss beschloss die Deputation die Einführung einer Berufsfeuerwehr unter Beibehaltung der bisherigen so genannten „temporären“ Feuerwehr in verringerter Stärke. Senat und Bürgerschaft stimmten diesem Beschluss zu und bewilligten die erforderlichen Mittel.
12. November 1872
Für die Berufsfeuerwehr waren zunächst 3 Feuerwachen mit zusammen 6 Oberfeuerwehrmännern, 6 Maschinisten und 36 Feuerwehrmännern vorgesehen. Mit den Einrichtungen und Aufgaben einer Berufsfeuerwehr wohl vertraut, begann der neue Branddirektor Kipping im März 1872 mit einigen aus Danzig mitgebrachten Oberfeuerwehrmännern, die Hamburger Berufsfeuerwehr einzurichten und einzuüben. Es entstand unter seiner sachverständigen und tatkräftigen Leitung die Berufsfeuerwehr. Am 12. November 1872 um 12 Uhr mittags nahm die Berufsfeuerwehr die Feuerwache I („Hauptstation“) in der Spitaler Straße, die Feuerwache II in provisorischen Anbauten an der Katharinenkirche und die Feuerwache III („Nebenstation“) an der Davidstraße in Dienst.
Die in drei Kompanien (Dienstgruppen) eingeteilten Feuerwehrmänner haben 48 Stunden Dienst und anschließend 24 Stunden Freizeit (in der aber noch Theatersicherheitsdienst geleistet werden muss).
Ausgerüstet war jede Wache mit pferdebespannten Alarmfahrzeugen, Mannschaftswagen, Handdruckspritze mit Schlauchkarre, Wasserwagen und Dampfspritze. Dem für das Jahr 1872 herausgegebenen Jahresbericht von Branddirektor Kipping ist zu entnehmen, dass im Laufe des Jahres die Berufsfeuerwehr weiter ausgebaut wurde.
Seitdem hat sich die Hamburger Berufsfeuerwehr immer wieder beweisen müssen, sei es beim Brand des Michels 1906, beim Feuersturm 1943 oder bei der Sturmflut 1963.
Veröffentlichungen zum Thema in unserer Bibliothek:
Ein Jahrhundert Hamburger Feuerwehr. Sonderdruck.
A.IV.3.b/003
Geschichte der Feuerwehr Hamburg in Schlagzeilen. Sonderdruck.
A.IV.3.b/004
Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum der Hamburger Berufsfeuerwehr. 9 Anlagen.
A.IV.3.b/009
50 Jahre Hamburger Berufsfeuerwehr 1872 – 1922 (Festschrift).
A.IV.3.b/010
60 Jahre Berufsfeuerwehr Hamburg.
A.IV.3.b/011
100 Jahre Feuerwehr Hamburg: Hamburgs Berufsfeuerwehr seit 1872 im Dienste der Bürger.
A.IV.3.b/012
Das hamburgische Feuer-Löschwesen von den Anfängen bis zur Gründung der Berufsfeuerwehr 1872.
A.IV.3.b/020