Griff in die Geschichte

Das Wirken eines Wasserbaudirektors: Johannes Dalmann

von Hans Poggensee

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Alle reden von der „Elphi“, aber was war eigentlich vorher? Richtig: Der Kaispeicher A. Den gab es sogar zwei Mal, der erste wurde konstruiert und gebaut von Johannes Dalmann. Geboren wurde dieser am 4. März 1823 in Lübeck, also schon als Hanseat. Leider hat die Bibliothek unseres Vereins kaum explizite Literatur über ihn, ergänzende Informationen über ihn stammen daher aus dem Internet.

Berühmt war das im zweiten Weltkrieg stark beschädigte Gebäude schon vor dem 1963 erfolgten Abriss und anschließendem Neubau, weil dort der „Zeitball“ hing. Der war für die Navigation wichtig, denn damals mussten Schiffe für die genaue Ortsbestimmung alle die gleiche Zeit haben. Dazu wurde ein kurz zuvor hochgezogener Ball auf einem Turm auf dem ersten Kaispeicher A genau um 12 Uhr Greenwich-Zeit fallen gelassen und alle im Hafen befindlichen Schiffe haben dann ihre Uhren synchronisiert, Zeitnahme über Satelliten gab’s ja noch nicht.

Das Wirken von Johannes Christian Wilhelm Dalmann beschränkt sich aber nicht nur auf den Bau des Speichers. Schon früh in Lübeck widmete er sich der Wasserbautechnik und ging nach intensiven mathematischen Studien zur Bauakademie in Berlin. 1845 trat er in die Dienste der Hamburger Wasserbaudirektion, wo er durch ständige Beobachtungen der Elbe und der Wasserströmungen 1856 eine bahnbrechende Schrift erstellte. So wurde er als 33 jähriger faktisch der oberste Leiter des gesamten Strom- und Hafenbauwesens, 1864 agierte er auch offiziell in dieser Position. Er bestimmte mit Durchstichen und Abdeichungen Veränderungen des Laufes der Elbe im Stromspaltungsgebiet und ihm sind auch die offenen Tidehäfen mit langen Becken zu verdanken.

Einen besonders schnellen Hafen schaffte er durch Anbindung an die Eisenbahn und unmittelbarer Umladung auf die Elbschifffahrt. International erhielt er auch Anerkennung durch den sogenannten Köhlbrandvertrag von 1868 und als sachverständiger Berater in Strom und Hafenfragen, besonders im Donauraum. Man sagt sogar, dass das Gesamtwerk des Hamburger Hafens an praktischer Brauchbarkeit die Pieranlagen in New York und der Dockhäfen in Antwerpen und Bremerhaven überträfe.

Titel- und Ordensverleihung sind in Hamburg generell unüblich und so hat der Senat Dalmann 1873 zusammen mit einer ehrenvoll ausgedrückten Bewilligung eine jährliche Zulage von 4000 Talern ausgewiesen. Noch heute kennt man Sandtorkai, Grasbrook- und Kaiserkai und natürlich den oben erwähnten Kaispeicher A. Leider ist Johannes Dalmann im Jahre der Einweihung des Gebäudes während einer Rehabilitationsbehandlung im Alexanderbad bei Wunsiedel am 2. August 1875 verstorben. Abbildungen oder Fotos habe ich von Herrn Dalmann nicht gefunden, aber allein durch den schon früher wahrzeichenträchtigen Ort der nachmaligen Elbphilharmonie ist ein ewiges und angemessenes Erinnerungsmonument vorhanden, auch wenn außer dem Namen Dalmannkai nicht viel auf ihn hinweist.

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof, wohin Johannes Dalmanns Grab aus Eilbek 1960 letztlich verlegt wurde, erinnert noch eine Bronzetafel an ihn. Außerdem wird ihm dort auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof gemeinschaftlich mit seinem Amtsvorgänger Heinrich Hübbe gedacht.

Veröffentlichungen zum Thema in unserer Bibliothek:

 

Robert M. Slomann: Bemerkungen über die Gefahren und Nachtheile der Sandbänke in der Unter-Elbe für unsern Handel, nebst einer Aufforderung, das Fahrwasser von Schulau bis Hamburg, nach einem angegebenen Plane, auszutiefen, Hamburg 1844.
A.II.5 / 150.1

Peter Christian Schaumann: Die von Hamburg ausgeführten Verbesserungen des Hafens, der Rhede und des Fahrwassers der Elbe, Hamburg 1847.
A.II.5 / 258

Die Hafenanlagen auf dem Grasbrook. Eine Denkschrift der Commerz-Deputation, Hamburg 1858.
A.VI.3.d / 65

Dirk Mentz: Bericht über den vorlaeufigen Entwurf zur Verbesserung des Hafens und der sonstigen Wasserbau-Angelegenheiten dieser Stadt, Hamburg 1841.
A.VI.3.d / 88

Roy Samuel MacElwee: Wesen und Entwicklung der Hamburger Hafenbaupolitik. Eine Studie der heutigen Einrichtungen des Hamburger Hafens und der Ideen, die zu ihnen geführt haben, Hamburg 1917.
A.VI.3.d / 079