Griff in die Geschichte (66) - September 2025

125 Jahre Deutsches Schauspielhaus Hamburg

von JR

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In der Kirchenallee gleich beim Hauptbahnhof fällt ein imposantes Gebäude auf, das an manch ein Palais in Wien denken lässt. Und tatsächlich wurde es von einem berühmten Architekturbüro der k. u. k. -Monarchie geplant, dem Atelier Fellner&Helmer. Aufgrund ihrer Expertise im Bau von Wohn- und Geschäftshäusern und Dutzenden von Theatern zwischen Odessa, Prag oder Augsburg wurde der Neubau binnen kurzer Zeit fertiggestellt. Eröffnung war am 15. September 1900. Wenige Monate später beehrte der deutsche Kaiser das neue Haus.

Initiiert wurde das ‚Deutsche SchauSpielHaus‘ von einem ‚Verein Hamburger Bürger zu St. Georg‘ zusammen mit zahlreichen Kaufleuten und Geldgebern der Stadt. Mit rund 1.200 Plätzen ist es eines der größten Sprechtheater in Deutschland.

Schon 1918 war das ‚SchauSpielHaus‘ baulich und finanziell in schlechtem Zustand, stand 1928 vor dem Bankrott, wurde ein paar Jahre als Privattheater geführt, dann längere Zeit verstaatlicht. Das Gebäude erlitt nur wenig Schäden während des Kriegs, diente zeitweise als Rüstungswerkstatt oder wurde vom britischen Militär beschlagnahmt. Renovierungs- und Umbauarbeiten fanden in den 1930er, 1980er und 2010er Jahren statt.

Intendanten und Regisseure wechselten häufig, Namen wie Albert Lippert, Gustav Gründgens, Oscar Fritz Schuh, Ivan Nagel, Peter Zadek oder Jan Bosse sind zu nennen. Das Repertoire des Theaters änderte sich je nach Theaterleitung oder passte sich mit neuen Theaterformen einer aktuellen Zeitepoche an. Nicht alle Aufführungen oder Experimente erfreuten sich der Gunst des Publikums, zeitweise kamen nur sehr wenig Zuschauer. Stücke von Shakespeare, Goethe, Strindberg oder Schnitzler über Lorca oder Jelinek bis zu aktuellen Themen wie Künstliche Intelligenz sowie Installationen, Lesungen oder Gespräche wurden und werden angeboten.

2024 erhielt das Deutsche SchauSpielHaus Hamburg zum sechsten Mal die Auszeichnung ‚Theater des Jahres‘  von der Theaterzeitschrift ‚Theater heute‘, dem wichtigsten Magazin der deutschen Theaterszene.

Veröffentlichungen zum Thema in unserer Bibliothek:

Eigenmann, Susanne: Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Gründung und erste Intendanz 1900 bis 1910. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 86. VHG, Hamburg 2000.
A.1.2/198

75 Jahre Deutsches Schauspielhaus Hamburg 1900 – 1975. Deutsches Schauspielhaus Hamburg 1975
A.XI.05 / 014

Khuon, Ulrich: Beruf: Schauspieler – Vom Leben auf und hinter der Bühne. Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2005
A.XI.05 / 029

Koehne, Ernst: Ein Vierteljahrhundert Deutsches Schauspielhaus in Hamburg. Statistischer Rückblick auf die künstlerische Tätigkeit und die Personalverhältnisse während des Zeitraumes vom 15. Sept. 1900 bis 2. Aug. 1925. Hamburg, Conström 1925
A.XI.05 / 093

Brauneck, Manfred: Theaterstadt Hamburg – Schauspiel, Oper, Tanz. Geschichte und Gegenwart. Zentrum für Theaterforschung an der Universität Hamburg. Rowohlt, Reinbek 1989
A.XI.05 / 120

Theater im Umbruch. Ein Gedenkblatt den Freunden des Staatlichen Schauspielhauses in Hamburg überreicht zur zweiten Reichs-Theaterfestwoche vom 16. bis 23. Juni 1935. o.J. [1935]
A.XI.05 / 156

Flebbe, Henry: Der Almanach des Staatlichen Schauspielhauses Hamburg. Hamburg, Kayser 1940.
A.XI.05 / 157

Flebbe, Henry: 50 Jahre Deutsches Schauspielhaus in Hamburg 1900 – 1950, eine Chronik. Hamburg, Kayser 1950
A.XI.05 / 158

Weddigen Otto: Geschichte des Stadttheaters, Thaliatheaters und Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Sonderausgabe aus `Geschichte der Theater Deutschlands‘ des Autors. Berlin, Ernst Frensdorff o.J.  [1904]
A.XI.05 / 189